Ein Paradiesvogel gibt sich auf
Hallesche Truppe feiert erfolgreich Premiere mit “Begegnungen” in der Theatrale
Wenn es nach Tom Wolter, dem Geschäftführer der Theatrale, ginge, könnten der Tanztheater-Premiere vom Freitagabend möglichst viele weitere Aufführungen folgen. Nicht nur er staunte über den großen Andrang. Auch viele kurz vor Beginn eintreffende Interessenten waren ob der restlos ausverkauften Eintrittskarten überrascht. Unverrichteter Dinge mussten sie wieder von dannen ziehen oder sich damit begnügen, die größtmögliche Nähe zur Kunst im Theatercafé des Hauses am Waisenhausring zu finden.
Der Menschenauflauf war berechtigt, erfüllte doch die aus Halle kommende Tanztheatergruppe “Ellah” die Erwartungen der Besucher vollauf, indem sie ein vielgestaltiges und bewegungsfreudiges Stück auf die Bühne zauberte. In den von Diana Baron choreografierten “Begegnungen” trafen Tänzer-Figuren in unterschiedlichsten Konstellationen aufeinander. Was im Titel noch recht beliebig klang, kristallisierte sich in der Aufführung zu konkreten und fassbaren menschlichen Annäherungen.
Dabei nahmen die sechs Tänzerinnen des Ensembles auf unterschiedlichste Art und Weise voneinander Notiz. Mal liefen sie ineinander, mal aneinander vorbei. Mal berührten sie sich, mal registrierten sie sich lediglich in gebührendem Abstand. Das Vorspiel einer szenischen Collage mündete schließlich in einer Episode. Dabei trafen drei Tänzerinnen, die mit abgehackten Bewegungen wie ferngesteuert und fremdbestimmt wirkten, auf ein flatterhaftes Wesen (Sandra Pilny), das mit fließenden Bewegungen im Kontrast zum Gleitschritt der Mitspielerinnen wie ein Paradiesvogel.
Die mit der Präzision eines Uhrwerks agierenden Tänzerinnen wurden am Kontrabass unterstützt von Steffen Mikolajczyk, dessen Spiel an das Ticken eines Metronoms erinnerte. Indem Mikolajcyk sein Instrument rhythmisch strich, zupfte und nahezu malträtierte, steigerte er die Strenge des Bühnengeschehens.
Dass zwischen den beiden Figurensystemen keine Kommunikation zustande kam und der Paradiesvogel sich schließlich aufgab, stellte “Ellah” auf sensible Weise und ohne überzogene Theatralik dar. So endete das Szenario glaubhaft und derart anrührend, dass die Zuschauer zunächst eine kleine Atempause brauchten, ehe sie ihrer Faszination durch Beifall Ausdruck verliehen.